Hier ist sie also. Die versprochene, neue Rubrik. Überraschung an alle die es bisher noch nicht wussten oder gesehen haben: Ich werde Mutti. Sogar schon in wenigen Monaten. Die Zeit rast aber ich habe natürlich so gut es ging in den letzten Monaten alles notiert. Viel Spaß beim Lesen. :)
Als Kind und Teenager hat man eine genau Vorstellung, wie das eigene Leben sein soll. Wo man sich selbst gern in ein paar Jahren sehen würde und wo man zu einem bestimmten Alter angekommen sein möchte. Diesen Plan hatte ich auch. Zu meiner Jugendweihe stand fest, dass ich mal im öffentlichen Dienst arbeiten möchte. Am besten in der Justiz. Ich wollte unbedingt einen Hund und spätestens mit 25 Mutter werden. Dazu am besten Haus und Mann, wie sollte ich das sonst alleine bewerkstelligen?
11 Jahre später sitze ich vor meinem Laptop und schreibe diesen Beitrag. Neben mir mein Hund, der skeptisch auf das klickern der Tasten hört und das Ultraschallfoto meines Babys bewacht. Im Grunde habe ich genau das bekommen, was ich wollte. Allerdings unter anderen Umständen. Ich arbeite tatsächlich seit knapp 1,5 Jahren in der Justiz, habe einen Hund und werde mit 25 Mutter.
31. Mai 2017
Genau zwei Wochen ist es her, dass ich erfahren habe, dass ich Mutter werde. Vor zwei Wochen hat sich das Leben von mir komplett auf den Kopf gestellt. Nur durch Zufall habe ich erfahren, was der Grund für meine Beschwerden in den letzten Wochen war. Am 17. Mai, genau zum 35. Geburtstag meiner Schwester, hatte ich mal wieder einen Rollerunfall. So schwer, dass ich im Krankenhaus landete und einen kostenlosen Rundum-Check bekam. Als der Arzt am nächsten Tag fragte, ob es sein könnte, dass ich schwanger bin, bin ich fast ihn Ohnmacht gefallen. Im Nachhinein hat das kleine Wesen in mir genug Zeichen geschickt, das ich hätte von selbst drauf kommen müssen. Aber vielleicht war es auch die Angst vor der Wahrheit. Schließlich war das so nicht geplant...
Nachdem ich den positiven Schnelltest in der Hand hielt und die Oberschwester drauf schaute, strahlte sie mir voller Freude in mein geschocktes, erstarrtes Gesicht. Nach einem "Herzlichen Glückwunsch, ich freu mich für Sie! Ich informiere gleich den Oberarzt über diese tolle Nachricht!" verließ sie mein Zimmer und ich setzte mich zurück auf mein Bett. Ich stand wieder auf, ging zum Fenster und setzte mich wieder auf mein Bett. Das geht nicht...das kann nicht sein...nein.
Als es an der Tür klopfte und ich zum Ultraschall gebracht wurde, konnte ich mit dem redseligen Pfleger, der mich im Rollstuhl durch die Gänge der Klinik schob, nichts anfangen. Beim Ultraschall sollte geschaut werden, ob ich noch Flüssigkeit im Bauchraum hatte. Die Ärztin, die mich untersuchte, las bereits in meiner Akte in ihrem Computer vom positiven Test und schob aus "Spaß" den Schallkopf eine Etage tiefer. Ich blickte mit verängstigtem Blick auf den Bildschirm neben mir. Und da war es. Da wackelte etwas. Etwas graues, miniklein. Ein kurzer Blick zu meiner Ärztin. Wieder zum Bildschirm zurück. Als ich erneut die Ärztin ansah, sah ich, wie ihr die Tränen im Gesicht standen. "Ich muss ganz kurz raus, tut mir Leid, damit habe ich nicht gerechnet!" waren ihre Worte. Als sie zurück kam und erneut den Schallkopf auf meinen Bauch legte, stellte sie den Lautsprecher an. Ein Ton, den ich schon öfter gehört habe, aber viel viel schneller, erklang. "Was sie da hören, ist der Herzschlag Ihres Babys".
Diesen Moment werde ich wohl nie vergessen. Ich habe geweint ohne Ende. Vor Schock, vor Glück und auch ein wenig vor Verzweiflung. Sie druckte mir das erste Bild aus und ihr letzter Satz war "Machen Sie keinen Blödsinn, Sie haben ein Wunder in sich!" und wischte sich erneut eine Träne weg.
Und da saß ich nun. Mit dem ersten Foto von meinem Baby in den Händen. Allein im Wartezimmer der Gynäkologie. Neben mir hochschwangere Frauen und Familien mit Neugeborenen. Die Ärztin in der Gynäkologie bestätigte mir die Schwangerschaft. 8+0. Ich war also bereits zwei Monate schwanger. So groß wie eine Erbse. Nach den Untersuchungen kamen die Schwestern und der Arzt nochmal und gratulierten mir. Allerdings konnte ich damit nichts anfangen.
Als ich am Nachmittag von meiner Schwester aus dem Krankenhaus abgeholt wurde, war ich mehr als durcheinander. Ich wollte es ihr erzählen, aber wusste nicht wie. Daheim angekommen, rauchte ich meine letzte Zigarette. Die Schock-Zigarette. Die Tschüss-Zigarette. Ich stand derart neben mir. Ich hatte einen befristeten Arbeitsvertrag, ich wollte meinen 25. Geburtstag riesig groß feiern und im August waren 4 Wochen Surfen in Portugal gebucht. Zwei Wochen davon allein durch Portugal mit dem Rucksack von Stadt zu Stadt. Alles stand nun so unendlich in den Sternen. Nach und nach erfuhren es meine Freunde und meine Familie. Die Reaktionen hätte unterschiedlicher nicht sein können. Von voller Freude seitens meiner Freunde bis hin zur absoluten Schockstarre meiner Familie. Ich wusste, wie meine Mutter und mein Vater reagieren würde. Und genau so reagierten sie auch. 1:1. Ich fühlte mich in den ersten zwei Wochen nicht sonderlich gut. Es ist seltsam, sich auf etwas zu freuen, wenn man weiß, man ist die Einzige, die sich (aktuell) freut. Es tat schrecklich weh, ich war verzweifelt und fühlte mich allein. Aber es stand von Anfang an nie zur Frage, ob ich das Kind behalte oder nicht. Wie besingt es Bosse so schön in seinem Lied "So oder So":
"Das Leben ist bitter und süß wie Feigen
Du musst runterkommen und dich entscheiden
Zwischen hinterherrennen und gelassen
Ich mein' unverkrampft die Dinge kommen lassen"
Jaja, den Text habe ich bereits bei einem anderen Beitrag genutzt, aber er passt einfach wieder wie die Faust aufs Auge.
Der erste Ultraschall bei meinem Arzt. Ich war so unendlich nervös. Geht es der Erbse gut? Ist alles okay? Ist alles so, wie es sein soll? Der Arzt merkte mir an, wie überfordert ich noch war und nahm sich viel Zeit, um mir alles ausführlich zu erklären. Er zeigte mir, wo was zu erkennen ist und lies mich auch den Herzschlag hören. Der Hormoncocktail sorgte dann für einen Wasserfall, der aus mir heraus brach. Als der Arzt versuchte, die Erbse ein wenig zum bewegen zu animieren, fiel auf, dass sie vermutlich schläft. Der erste Ultraschall von uns und die Erbse schläft. Ganz die Mama... Aber so war es immerhin möglich, ein 3D Bild zu bekommen. Unglaublich. Einfach unglaublich.
12. Juni 2017
Seit einigen Wochen bzw. bereits Monaten ist klar, dass ich schwanger bin. Seit dem muss ich mir neben vielen Glückwünschen und "Ich freu mich so für dich, du packst das" Nachrichten auch genau das Gegenteil anhören. "Hast du dir das richtig überlegt?", "Na hoffentlich wenigstens nicht ungeplant!", "Bist du nicht noch zu jung?", "Warum bekommst du das Kind, wenn ihr gar nicht mehr zusammen seid?" "Na normal ist das ja nicht, was du machst!", "Findest du das nicht ganz schön egoistisch von dir?". Dies sind ein paar Wenige davon und um ehrlich zu sein auch die harmlosesten. Und jetzt mal hier eine Zusammenfassung zu diesen Sprüchen und Anmerkungen, weil ich es irgendwie Leid bin, mich dafür zu rechtfertigen, dass ich das Wesen, was in mir ist, liebe und es beschütze.
Ob ich mir das überlegt habe? Mittlerweile ja. Und ich freue mich auf die Erbse. Jeden Tag mehr. Es war ungeplant. Aber ungeplant heißt ja noch lange nicht ungeliebt. Nein, ich bin nicht zu jung. 16 oder 17 ist zu jung. Aber 25 ist doch ein super Alter. Wo ist das Problem? Ich bekomme das Kind, weil die Erbse nichts dafür kann, unter welchen Umständen sie entstand. Ich weiß, dass ich zu der Zeit sehr sehr glücklich war. Und das ist doch die Hauptsache. Das Leben wollte es so. Ob das normal ist, was ich mache? Hey Leute, mal ehrlich. Was ist heute schon noch normal? Ich kenne so viele glückliche Patchwork Familien. Ich bin selbst in einer groß geworden. Und es ist wundervoll. Das Familienideal vom Verlieben, Heiraten, Haus bauen, Kind bekommen ist veraltet und alles andere als aus dem aktuellen Jahrhundert.
Und hier, mein persönlicher Favorit aller Sprüche:
"Findest du das nicht ganz schön egoistisch von dir?" Lasst mich kurz tief durch atmen. Bei diesem Satz könnte ich jedes Mal wieder an die Decke gehen. Egoistisch. Ich. Wer mich kennt, weiß, dass ich alles andere als egoistisch bin. Das Wohl anderer steht bei mir immer an erster Stelle, solang ich mich selbst dabei gut fühle. Für mich wird sich die Welt um 180 Grad drehen. Statt Partyurlaub heißt es nun Familienurlaub, Kinderwagenfreundliche Wege nutzen, Durchschlafen wird ein Fremdwort für mich sein und mein Leben wird sich ausschließlich um die Erbse drehen. Ihr Wohl steht an erster Stelle. Ihr nennt das egoistisch? Ich nenne das verantwortungsvoll. Statt meinen Geburtstag im großen Stil zu feiern, habe ich beschlossen, das Geld lieber für die Ausstattung zu sparen. Ich werde mich in Portugal einschränken müssen und das werde ich liebend gern tun. Einfach, weil ich weiß, dass ich Ende Dezember ein kleines Wunder in meinem Arm halten werde. Und all die Schwangerschaftsleiden...die Übelkeit, die Vergesslichkeit, die Rückenschmerzen...sind doch alles nichts im Hinblick darauf, dass in mir ein kleiner Mensch heran wächst.
Was mich bei all den Sprüchen am meisten ärgert, dass es von Menschen kommt, die weder Partner noch Kinder haben. Kommt erst mal in meine Situation, dann können wir gern weiter reden. :)
19. Juni 2017
Der zweite Ultraschalltermin und der Termin, an dem ich meinen Mutterpass erhalte. Nun bin ich offiziell werdende Mutter. Nervös wie bereits beim ersten Mal wartete ich gespannt bis ich aufgerufen wurde. Wahnsinn, wie die Erbse gewachsen war. Innerhalb von drei Wochen von 2,7 cm auf unglaubliche 6 cm herangewachsen. Und das Wichtigste: Sie ist top fit. Mein Körper hält auch tapfer durch und die anfänglichen, nervigen Schwangerschaftsbeschwerden sind überstanden.
1. Juli 2017
Mein 25. Geburtstag. Die ersten Baby-Geschenke und von Oma und Opa das erste Schnuffeltuch. Trotz alkoholfreier Bowle und Regen ohne Ende, war es ein wunderschöner Geburtstag mit wunderbaren Menschen, die ich liebe.
10. Juli 2017
Unplanmäßiger Besuch beim Arzt. Meine Nerven liegen blank und der ganze Stress um die Schwangerschaft, der Stress mit einigen Mitmenschen und die Angst um die Zukunft haben mich wortwörtlich zu Boden gezerrt. Da sage noch einmal jemand, schwanger sein sei einfach. Aber kein Problem, ich bin eine Kämpferin und die Erbse erst recht. Dank meines kompetenten und wundervollen Arztes, der meine Neugier über die Frage "Mädchen oder Junge?" regelrecht in meinen Augen lesen konnte, weiß ich nun auch zu 95% dass da ein kleiner wundervoller Mann in mir heran wächst. Wie wundervoll. So oft habe ich schon von einem Junge geträumt und nun ist es wirklich so. Zumindest fast! Vielleicht hat da auch jemand seine kleinen Fingerchen zwischen die Beine gelegt um Mama zu verwirren. Egal, wichtig ist: 9,45 cm und top fit!
25. Juli 2017
Langsam aber sicher gehen mir die "kaschierenden Outfits" aus. Das Versteckspiel hat hoffentlich bald ein Ende und die ersten Schwangerschaftsschmerzen machen sich bemerkbar. Mein bisheriges Resümee der Schwangerschaft: es ist anstrengend. Aber gut, der Körper leistet auch eine unheimliche Arbeit. Immerhin wird Ende des Jahres ein kompletter kleiner Mensch entstanden sein, der das Leben seiner Familie ordentlich auf den Kopf stellen wird. Und das ist Motivation genug, sich mal einen Tag mit Schmerzen zu quälen und die Vorzüge eines Stillkissens zu genießen. Zudem ist heute ein ganz besonderer Tag...der kleine Mann hat sich bemerkbar gemacht. Zum ersten Mal konnte ich eine Art kleinen zarten Stoß am Bauch fühlen. Das war wohl die Belohnung für einen Tag voller Weinerlichkeit, Schmerzen und Jammer.
9. August 2017
Mit dem Rucksack zwei Wochen lang durch Portugal. Danach zwei Wochen surfen. So richtig überlegt habe ich mir das nicht...oder doch? Seit gestern bin ich in Porto und habe heute einen anstrengenden Tag hinter mir. Ich merke deutlich, das meine körperlichen Konditionen immer weiter zurück gehen. Bereits um 13 Uhr bin ich, trotz das ich ausgeschlafen habe, total müde. Der Ultraschall am Montag bestätigte mir nur endgültig, dass ich einen Sohn erwarte. Das zwischen den Beinchen war definitiv kein Finger. Die 3D Bilder waren unglaublich. Eine wundervolle kleine Stubsnase und die Finger zum Surfergruß geformt. Als wollte er mir sagen "Los Mutti, gehts,as
zwischen den Beinchen war definitiv kein Finger. Die 3D Bilder waren
unglaublich. Eine wundervolle kleine Stubsnase und die Finger zum
Surfergruß geformt. Als wollte er mir sagen "Los Mutti, ab nach
Portugal mit uns!"