Freitag, 10. März 2017

Rückblick Portugal 2016

I love you...but I have chosen surfing...



Getreu diesem Motto ging es im August 2016 zum zweiten Mal in Richtung Portugal. Diesmal zwei Wochen lang jeden Tag Sonne, Sommer, Strand und Meer. Welch wunderbarer Gedanke. Mit meinem Rucksack von schlappen 19 Kilo und viel zu viel Handgepäck ging es von Dresden erst via Mitfahrgelegenheit nach Bremen, von da aus weiter mit dem Zug und der S-Bahn nach Hamburg und vom Hamburger Flughafen an mein Ziel, Lissabon. Einen kurzen Moment galt mein Rucksack als vermisst (das kleine Ding kann man aber auch leicht verlieren ;)) aber alles war innerhalb kürzester Zeit geklärt. Am Lissaboner Flughafen wartete bereits unser gut gelaunter und braun gebrannter Abholservice. In einem von vielen typischen Drop-In Vans fuhren wir dann noch ca. eine Stunde bei 30 Grad über die portugiesischen Autobahnen.


Als wir ankamen, fühle es sich an, als würde man nach Hause kommen. Dani und Mac, die bereits seit mehreren Jahren das Camp, die Beachlodge und das Beachhouse leiten, begrüßten uns wie alte Freunde. Sie sind ein paar von den wenigen, die es in der Auswandererserie "Goodbye Deutschland" auf VOX tatsächlich geschafft haben und nicht den Weg zurück nach Deutschland antreten mussten.


Und da war es plötzlich wieder. Das Surfcamp-Feeling. Diese Leichtigkeit. Das entspannte Leben. Als hätte jemand, am Tor des Camps, den Schalter umgelegt. Zur Begrüßung gab es erst einmal Super Bock. Das portugiesische Bier, was selbst mir schmeckt. Ich hatte das große Glück, die wohl beste Zimmermitbewohnerin der Welt zu bekommen. Meine liebe Nicole. Wenn ich jetzt zurück blicke, hätte ich es nicht für möglich gehalten, was für eine Freundschaft uns mal verbindet. Kein Tag vergeht ohne Nachrichten, Voicemails und Fotos. Danke Nicole, das es dich gibt! :)

Garten

Die Gruppe in der ersten Woche war wunderbar bunt gemischt. Fast keiner kannte den anderen. Auf Grund, dass das wöchentliche Camptunier bereits Montag statt fand, kam das Teamfeeling ruck zuck auf. Das kann aber auch am Super Bock und dem ein oder anderen Goldstrike gelegen haben.

Homebeach mit Blick in Richtung Praia da Peralta

Da ich mich bereits im Vornherein dafür entschied, erst die zweite Woche einen Surfkurs zu machen, lag ich die erste Woche meist faul am Strand, habe Fotos gemacht, bin stundenlang am Strand spazieren gewesen und habe ein Buch nach dem anderen verschlungen. Die wunderbare Meeresbrise hat mich leider die Stärker der Sonne vergessen lassen, was zur Folge hatte, dass ich mir meine komplette Rückseite ordentlich verbrannte. Fast drei Tage konnte ich nicht normal liegen geschweige denn sitzen! Autsch...

Lieblingsbeschäftigung

Einen Abend verbrachten wir am Meer. Wir bestellten uns Pizza, nahmen Bier und Wein mit an den Strand und beobachteten den Sonnenuntergang. Ich glaube, dies war einer der schönsten Abende, die ich bisher erleben durfte. Der Anblick, wie die Sonne das Meer und den Himmel erst in orange-gelb und dann in immer dunklere rosa und lila Töne färbte, war einfach unglaublich. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke und die Fotos davon sehe.





Nachdem ich ein bis zwei Tage einfach nur das Meersein genossen hatte, packte mich die Neugier, ob ich denn dieses ganze Ding mit dem Surfbrett noch drauf hatte. Schließlich war ein Jahr vergangen und wesentlich sportlicher war ich auch nicht geworden. Also schnappte ich mir meinen neuen Neoprenanzug, versuchte ihn mehr oder weniger elegant anzuziehen, klemmte mir das Brett unter den Arm (und stellte erneut fest, meine Arme sind einfach zu kurz um das Surfbrett so cool und lässig wie die Surferdudes zu tragen), ging ins Wasser und paddelte raus. Zu meinem Erstaunen, schaffte ich es tatsächlich bis ins Line-Up (der Bereich, hinter den Weißwasserwellen, in denen die Wellen noch nicht gebrochen sind). Ich frage mich bis heute, woher diese Kraft in meinen Armen kam. Nach mehreren Versuchen, eine grüne Welle (also eine Welle, die noch nicht gebrochen ist) zu stehen, schaffte ich es tatsächlich. Ein Jahr lang war ich nicht gesurft und nach kurzer Zeit stand ich meine erste grüne Welle. Die einzige grüne Welle. In den gesamten zwei Wochen. Und fast keiner hatte es gesehen. Kein Foto, kein gar nichts. Wie deprimierend. Aber gut, das gehört nun mal zum surfen wie die vielen blauen Flecke an den Hüften, wenn das Brett mal wieder gegen einen kracht.


Das Wunderbare ist aber, dass man jegliche Schmerzen und Muskelkater so schnell vegisst, wie sie da waren. Wenn man Abends mit Wein und Bier am Lagerfeuer sitzt, den Klängen einer Gitarre und der passenden Stimme lauscht und im Moment lebt. Es sind Erinnerungen für die Ewigkeit. Getreu dem Motto "Manche verpassen den Moment und manche das ganze Leben."


Homebeach mit Blick nach Areia Branca
Es sind die einfachen Dinge, die das Camp-Leben aus machen. Wie einer nach dem anderen mehr oder weniger wach zum Frühstück erscheint, das gemeinsame Essen, Lachen, das Kochen, das zusammen sitzen am Abend. Im Grunde ist es wie damals im Ferienlager. Man ist vierundzwanzig Stunden am Tag im Team unterwegs. Wenn man mal seine Auszeit braucht, legt man sich in die Hängematte, geht am Strand spazieren oder probiert sich an der Slackline. Ich habe in meinen zwei Trips ins Drop-In noch keinen Moment erlebt, in dem mir langweilig war. Schließlich gibt es so viele Möglichkeiten sich zu beschäftigen. Beachvolleyball, Tischkicker, eine Dartscheibe, Tischtennis und wöchentlichen Yoga-Kurse sind nur eine geringe Auswahl. Sogar ein Masseur kommt auf Wunsch ins Camp. Und glaubt mir, der ist sooo super! Es ist immer was los, aber in einem Maß, in dem man dennoch zur Ruhe kommt. Es ist die perfekte Mischung aus Sport, Entspannung und Action.




Eine wunderbare Leichtigkeit.


So verging die erste Woche schneller als gewollt und der Abschied von den lieb gewonnenen Menschen rückte immer näher. Natürlich freute ich mich auf unsere alt eingesessene Dresdner Truppe, die bereits auf dem Weg ins Camp war. Aber zu wissen, dass man sich wohl kaum in dieser Zusammenstellung noch einmal wieder sehen würde, machte uns alle etwas sentimental. Im Nachhinein bin ich noch mit fast allen in Kontakt. Nicole habe ich im Oktober in Bremerhaven besucht und die Augsburger Truppe war zur Reunion Party im Januar mit in Berlin. Durch das familiäre Verhältnis von Mac, Dani und dem gesamten Team zu den Gästen entstehen Freundschaften, die vermutlich Jahre halten werden.

Lachen. Leben.

Einmal Dudes, immer Dudes.


Gegen Nachmittag erreichte dann die fast komplette Dresdner Truppe das Camp. Die Freude war groß, schließlich war auch meine große Schwester mit dabei. Mit ihr teilte ich mir für die zweite Woche das Zimmer. Die kleine Große und die große Kleine wieder vereint. Nun hieß es auch für mich, morgendlichen Erwärmung, rein in die Fluten und ab aufs Brett. Mehr oder weniger. Wie bereits erwähnt, stand ich nicht eine grüne Welle. Geschweige denn, schaffte ich es hinter das Line-Up. All das Energie sammeln in der ersten Woche war völlig für die Katz gewesen. Dementsprechend demotiviert war ich. Aber es gehört dazu. Zum Lernen. Erfolg und Misserfolg.


Die große Kleine und die kleine Große.
Fakt ist, die zwei Wochen im Camp waren wieder einmal wunderschön. Ich habe so viele tolle Menschen kennen gelernt, kann etwas besser surfen und bin (trotz der Umstände...) absolut zur Ruhe gekommen. In den Tag hinein leben, ohne Stress und Hektik, ohne auf die Uhr zu schauen, ohne Termine und vor allem ohne Verantwortung. Stundenlang aufs Meer hinaus starren. DAS ist Urlaub und DAS ist Meersein.

Einfach Easy.


Bei unserer Rückreise ging das Abenteuer weiter. Wir hörten bereits von anderen, die mit uns im Camp waren, dass das Bodenpersonal am Lissaboner Flughafen streiken würde. Easy, dachten wir. Wir fahren einfach zwei Stunden eher, als sowieso geplant, los. Kein Problem, schaffen wir locker. Ja. Wir hatten es geschafft. Nachdem wir aber von der Gepäckabgabe bis zur Sicherheitskontrolle ca. sechs Stunden anstanden, jegliche Nerven verloren hatten, zum Gate rannten und unser Flugzeug auch noch da stehen sahen, wurde uns recht unfreundlich mitgeteilt, dass die Türen des Flugzeuges nicht mehr geöffnet werden. Zeit für einen Burger und ein Schock-Super Bock.



Da standen wir nun. 21 Uhr am Lissaboner Flughafen. Ohne Gepäck. Ohne Übernachtung. Ohne Zahnbürste. Ohne Rückflug. Ohne Nerven. Auch wenn wir uns untereinander schon alle recht lang kennen, war die Stimmung im Keller. Nachdem wir am Infopoint einen gemeinsamen Rückflug nach Hamburg am übernächsten Tag ergattern konnten, hieß es, ein Hostel oder ähnliches für fünf Personen und zwei Nächte zu finden. Also fuhren wir nachts um 24:00 Uhr (ja, so lang hat das ganze noch gedauert) in das Lissaboner Stadtzentrum und erwischten ein super schönes Hostel. Ein Altbautraum mit Stuck an den Wänden, ein Zimmer für sechs Personen und mehrere super moderne Badezimmer. Jackpot. Darauf noch ein oder vielleicht doch zwei super teure Super Bock vom Späti. Und dann konnten wir auch wieder über die gesamte Situation lachen.

Super Bock auf Super Bock.


Den Sonntag verbrachten wir in Lissabon. Für mich, als absoluter Lissabon Fan, natürlich wunderbar. Da wir bereits in typisch deutschen Klamotten unterwegs waren und unsere Sommersachen in unseren Koffern hatten, mussten wir zwei Mädls natürlich erst einmal shoppen. Sorry Jungs...nein nicht sorry :D


Wir hatten Glück, einen gut gelaunten, lieben und freundlichen Tuk Tuk Fahrer zu erwischen, der uns durch die engen und steilen Gassen Lissbons fuhr. Er zeigte uns die schönsten Ecken der östlichen Altstadt. Wer einmal in dieser Stadt war, wird wissen, wie schnell man sein Herz in dieser historischen aber auch modernen Stadt verlieren kann. Man benötigt mehr als zwei Tage um alles zu erkunden.

Praca do Comerico und die zwei Blondies
Den Tag haben wir in einem typisch portugiesischen Restaurant in einer kleine Gasse ausklingen lassen. Bei Wein, einer Anti Pasti Variation aus Muscheln, Oliven und Garnelen und dem Hauptgericht, frisch gefangener Dorade, genossen wir unseren letzten Abend in Portugal, der ohne den Streik und die vielen verloren gegangenen Nerven nie statt gefunden hätte. Im Nachhinein war der Streik unser großes Glück. Ein zusätzlicher Tag in Lissabon, ein zusätzlicher Tag mit den Dudes, ein zusätzlicher Tag im wunderbaren Portugal.


In diesem Sinne...

Keep calm and hang loose!


Vielen Dank an dieser Stelle noch an meine Mitfotografen Nicole, Anne und Stephan!